Sie sind hier: Startseite > Veranstaltungen > Vorträge 2014 - 1. Halbjahr - und 2013
DIG aktuell
Letzte Änderung
28. March 2024 09:24:54

Vorträge 2014 - 1. Halbjahr - und 2013

Freitag, 13. Juni 2014, Beginn 19 Uhr

Prof. Dr. Gilles Reckinger, Kulturanthropologe/Europäischer Ethnologe, Stiftungsprofessor für interkulturelle Kommunikations- und Risikoforschung an der Universität Innsbruck.

Die Menschen von Lampedusa und die Bootsflüchtlinge - Begegnungen am Rande Europas"

Dia–Vortrag und Lesung

Lampedusa – eine kleine italienische Insel im Mittelmeer. Klein genug, dass man sie getrost immer wieder vergessen konnte in Rom und in Brüssel – wären da nicht Zehntausende von Bootsflüchtlingen aus Afrika, die in den letzten Jahren dort angekommen sind. Wann immer eine besondere Tragödie zu vermelden ist, richten die Medien reflexartig ihre Spots auf die Insel, tragen diese Bilder von der Peripherie in

die Mitte Europas – und wenden sich dann genauso schnell wieder ab. Von Lampedusa und den Lampedusani erfahren wir nichts.

Der Ethnologe Gilles Reckinger hat sich mehr Zeit genommen und die Menschen von Lampedusa haben ihm viel von sich erzählt. Der Taxifahrer Tommaso, der Bootsbauer Giorgio, die Lehrerin Sofia, die Migranten aus Tunesien, junge und alte Inselbewohner. Sie haben berichtet von denen, die weggingen und denen, die zurückkamen, von ihren eigenen Lebensträumen, von den täglichen Widrigkeiten, den Versorgungslücken, der Langeweile. Von dem Wunsch, der Insel den Rücken zu kehren und der Unmöglichkeit, woanders zu leben. Die Lampedusani zeichnen ihre Insel als einen Ort der Übergänge.

Und was uns aus der Ferne erstaunt, wird durch Reckingers Buch, aus dem er einige Auszüge liest, verständlich: »Wo man dem Fremden begegnet, gibt es wenig Raum für rassistische Projektionen«

Dr. Gilles Reckinger, 1978 in Luxemburg geboren, studierte Kulturanthropologie, Europäische Anthropologie und Soziologie in Bonn und Graz. Er ist Dokumentarfilmer und Lehrbeauftragter an den Universitäten Graz, St. Gallen, Innsbruck, der HTW Saarbrücken und der FHS St. Gallen. Reckinger beschäftigt sich mit Themen wie Prekarität, Ausgrenzung, Migration und europäischem Grenzregime und berät als Experte den Europäischen Bund für Bildung und Wissenschaft. Sein Buch wurde 2011 mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet.

Saal der Volkshochschule Kassel, Wilhelmshöher Allee 21

Freier Eintritt, Spende erwünscht!


 

► Freitag, 9. Mai 2014, Beginn 19 Uhr

Prof. Dr. Sabine Sonntag, Hannover / Berlin

"Sizilien musikalisch"

 „Am Ostermorgen in einem sizilianischen Dorf“ spielt Pietro Mascagnis Oper „Cavalleria rusticana“ und bringt damit ein vollkommen neues Ambiente in die Operngeschichte. Wo früher Adlige mit dem Degen um eine Frau gekämpft haben, ziehen sie nun das Klappmesser und röcheln auf offener Bühne ihr Leben aus. Der Naturalismus hat um 1900 die Theaterbühnen erreicht, und gleichzeitig hat er als „Verismo“ das Musiktheater nachhaltig verändert. Mascagnis Oper von 1890 gab den Startschuss für jene neue Opernstilrichtung, die sich bis etwa 1940 gehalten hat.

Sabine Sonntag, wiederholt in Kassel zu Gast, stellt musikalische Werke vor, die mit Sizilien zu tun haben. Sie geht Fragen nach den Einflüssen sizilianischer Volksmusik nach und präsentiert Beispiele sizilianischer Opern und Lieder. Dabei hat aber in jedem Fall auch der Pate ein Wörtchen mitzureden.

Saal der Volkshochschule Kassel, Wilhelmshöher Allee 21

Freier Eintritt, Spende erwünscht!

 


Freitag, 11. April 2014, Beginn 19 Uhr

Dr. phil., Dr. jur., Dr. sc. pol. habil., Prof. Ulrich Matthée, Politologe und Hochschullehrer, Kiel

"Die nationalen Revolutionen der Italiener und der Deutschen in konzertierter Aktion: Cavour und Bismarck--Piemont und Preußen--Solferino und Königgrätz--Risorgimento und „Wacht am Rhein"

Um ca. 300 Jahre verspätete sich die nationale Revolution der Deutschen und der Italiener gegenüber den atlantischen Seemächten. Beide Völker trugen das lähmende Gewicht eines fast abgestorbenen Organismus, des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen (S.R.I.), hinein in die Neuzeit bis hin zur industriellen Revolution. Nur die Niederländer und die Eidgenossen schafften es, unter dem S.R.I. „hervorzukriechen“.

Die zwei nationalen Revolutionen wurden von der Welt furchtsam erwartet; sie kamen eruptiv an das Licht der Geschichte, in konzertierter Aktion von Bismarck und Cavour, von Preußen und Piemont.

Solferino und Sedan, Magenta und Königgrätz waren die Meilensteine dieser "Revolutionen von oben", sehr zur Enttäuschung der demokratischen Patrioten wie Hoffmann von Fallersleben („von der Etsch bis an den Belt") oder Garibaldi und Mazzini, die auf eine Revolution von unten gebaut hatten.

Saal der Volkshochschule Kassel, Wilhelmshöher Allee 21

Freier Eintritt, Spende erwünscht!


 

Freitag, 21. März 2014, Beginn 18:30 Uhr

Cai Adrian Boesken, Kassel

Die Maschinen und die Götter - Das Museum Centrale Montemartini in Rom

Der ca. 60-minütige Lichtbildervortrag führt uns zu einem der wohl noch unbekanntesten, zugleich aber außergewöhnlichsten Museen Roms:  vor der Kulisse des ehemaligen Elektrizitätswerkes Montemartini beherbergt dieser erst vor wenigen Jahren eröffnete Ausstellungsort etwa 400 römische Statuen, Mosaiken und sonstige Exponate, die zuvor in den kapitolinischen Museen ausgestellt waren.

Der besondere Reiz dieses Museums liegt in dem Spannungsfeld von klassischer Industriearchi-tektur, technischen Relikten der Industrialisierung und Exponaten der Antike.

Die Verbindung von Tradition und Innovation, von Antike und Industrialisierung, schafft eine besondere, eine unvergleichliche Atmosphäre, die jeden kunstsinnigen Besucher sofort in seinen Bann zieht.

Anschließend Jahreshauptversammlung

 


Freitag, 21. Februar 2014, Beginn 19:00 Uhr

Dr. Andreas Thiel, Bad Soden am Taunus

"Das antike Sizilien" (Lichtbildervortrag)

Die große Insel im Mittelmeer ist ein Zentrum griechischer Geschichte. Odysseus umrundet auf seinen Irrfahrten die Insel Sizilien, Äneas kommt aus dem brennenden Troja hierher.

Die Sagenkreise aus Götter- und Heldenzeiten der griechischen Antike überdecken bis heute weit ältere Kulturen Siziliens: erdgebundene Kultorte, die sich bis in die klassische Zeit halten können, zeugen davon. Doch glanzvollere fremde Herrschaft wird für die kommenden zweieinhalbtausend Jahre die Gestalt der Insel prägen:

Im achten Jahrhundert vor Christus beginnt die Besiedelung Siziliens durch die Griechen. Die ersten Kolonien liegen an der fruchtbaren Ostküste zwischen dem Ätna und den Ebenen bei Syrakus. Doch bald entstehen reiche Hafenstädte auch an der Südküste bis hart an die phönizisch beherrschte Westspitze der Insel, darunter Agrigent und Selinunt.

Regiert werden die Stadtstaaten in der Regel von Tyrannen, darunter Schillers berühmter Dionys, Herr von Syrakus. Diese Könige sind vielfach hochgebildete, kunstsinnige Alleinherrscher. Ihre Bauprojekte und Aufträge an die besten Künstler Griechenlands führen vom 6. bis zum 4. Jahrhundert vor Christus zu einer Kulturblüte, die der Entwicklung in Athen oder Korinth in nichts nachsteht.

Um die Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christus wird Sizilien im Zuge der Punischen Kriege gegen Karthago die erste Provinz des Römischen Reiches. Die weitere Geschichte ist schnell berichtet: die Schätze der Insel werden geplündert, Kunst und Kultur kommen aus der Ferne und bleiben dem sizilianischen Geist fremd. Die Römer ‚modernisieren‘ die griechischen Städte auf ihre Weise, sie bauen Amphitheater, prachtvolle Villen und legen in der Spätantike Grabkatakomben und frühchristliche Basiliken an.

Der Vortrag zeichnet die Entwicklung antiker Kultur auf Sizilien zwischen der griechischen Kolonisation und der spätrömischen Epoche nach. Er führt in die griechischen Stadtstaaten, zu Tempeln und Statuen, zu römischen Mosaiken und zu den Landschaften, in denen sich die Denkmäler der Vergangen finden.


 ► Freitag, 24. Januar 2014

Prof. Dr. Marianne Bergmann, Universität Göttingen 

„Antike Statuenkolosse“

Mit antiken Statuenkolossen verbinden wir den über 30 m hohen Koloss von Rhodos, der die Hafeneinfahrt von Rhodos markierte und in der Antike als sechstes der sieben Weltwunder galt, aber schon knapp 70 Jahre nach seiner Fertigstellung (292 v. Chr.) einstürzte. Rom-Reisende kennen die Kolossalstatue Konstantins des Großen (Kaiser von 306  bis 337 n. Chr.) im Capitolinischen Museum, wo heute noch der Kopf des 12 m großen Giganten zu besichtigen ist. Aber es gab darüber hinaus weitere, noch ältere  Großstatuen in der Antike, z. B. in Ägypten und in Griechenland. Es stellt sich die Frage, welche Gründe die Auftraggeber veranlassten, derart große Statuenkolosse – der Bau des Koloss von Rhodos soll zwölf Jahre gedauert haben - fertigen zu lassen. 

Frau Prof. Dr. Marianne Bergmann war von 1990 bis 2008 ordentlicher Professor für Klassische Archäologie an der Universität Göttingen. Sie ist ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die römische Porträtkunst, die hellenistische Plastik, die politische Symbolik antiker Herrscherrepräsentation und die Kultur des hellenistischen Ägyptens. Seit 2003 leitet sie ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Grabungsprojekt in der Hafenstadt Schedia bei Alexandria.                                                                                               

Dieser Vortrag wird veranstaltet in Kooperation mit der „Kurhessische Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft Kassel e. V.“,, der „Museumslandschaft Hessen Kassel“, der Deutsch-Griechischen Gesellschaft, dem Verein Bürger für das Welterbe und der Universität Kassel. 


Vorträge 2013 - 2. Halbjahr 

Freitag, 6. Dezember 2013, geänderter Beginn 18:30 Uhr

Dr. Winfried Radke, Kunsthistoriker und Italienexperte aus dem Rheingau

"Weihnachten in der Kunst"

Frohe Wein-Nacht? Da treffen die schönsten Festbilder von Botticelli, Ghirlandajo und Fra Angelico auf Nikolaus-Mythen zwischen Myra und Bari, auf napo-litanische Krippen, Christkindl-Märkte, Adventskerzen, Tannen-bäume und die Brennstäbe der Hirten. Der Vortragende schreckt auch nicht vor Rentierschlitten, Weih-nachtsgänsen und Silvester-Karpfen zurück.

Vom Dreikönigsschrein, dem jüdi-schen Chanukka bis zu den obligatorischen Jingle Bells und Glühwein-Poesien werden alle Zutaten für amüsante literarische Stollen und Plätzchen aufgeboten. Auch manches Wein-Nachtslied kommt zur Ur-Aufführung, von den Kunstpersi-flagen mit Lichtbildern ganz zu schweigen. Rembrandt und Rubens, van Gogh und Breughel, Magritte und Napoleon sind Mit-wirkende.

Ein Nikolaus-Abend der besonderen Art.  


► Freitag, 29. November, Beginn 19 Uhr

Dr. Barbara Demandt, Berlin

„Die Wohltaten der Götter am großen Fries des Pergamonaltars verrätselt - enträtselt“

 

(Lichtbildervortrag)

Neue Deutungen der Figuren des Altarfrieses, nicht nur Götter und Giganten, wie die bisherige Forschung feststellt, sondern auch Galater und Gegner des Königs Eumenes II von Pergamon. Der Altar stellt sich als das erste vorrömische Bauwerk, an dem Geschichte manifestiert wird, dar, was bisher nur den Römern zugestanden wurde.

 

Der Vortrag wird veranstaltet in Kooperation mit dem Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde der VHS Kassel - Bereich Gesellschaft

Saal der Volkshochschule Kassel, Wilhelmshöher Allee 21

Freier Eintritt, Spende erwünscht!


 

► Freitag, 15. November, Beginn 19 Uhr

Dr. Friedhelm Scharf, Kassel

„Arabo-normannische Kunst in Sizilien: eine multikulturelle Kunstlandschaft im Mittelalter“

(Lichtbildervortrag , auch zur Vorbereitung auf die Studienreise im September 2014)

Wenn Sizilien als größte Insel des Mittelmeeres für gut 200 Jahre von den Arabern beherrscht wurde, so waren die normannischen Eroberungen ab dem Jahre 1061 folgenreich. Dazu gehörte, dass die Normannen die vorgefundene arabische Kultur nicht zerstörten, sondern sich aus deren Kulturvorrat bedienten und die arabischen Errungenschaften in ihren neuentstehenden Vielvölkerstaat integrierten.

Sie schufen damit eine im europäischen Mittelalter einzigartige kulturell-politische Synthese aus Okzident und Orient. Eine seltene Periode der Toleranz hinterließ Spuren in beeindruckenden Kunstwerken. Der Vortrag beleuchtet großartige Monumente dieser Epoche wie die Cappella Palatina in Palermo, die nach arabischem Vorbild erbauten Lustschlösser der normannisch-sizilianischen Könige sowie den Königsdom von Monreale mit seinem riesigen Mosaikschmuck und seinen vielfältigen Arabesken.

Saal der Volkshochschule Kassel, Wilhelmshöher Allee 21 - Freier Eintritt, Spende erwünscht!

 


► Freitag, 11. Oktober, Beginn 19 Uhr

„Cantastorie! - Wir laden Sie ein auf eine Reise in die bunte Welt der Cantastorie“

... ein kurzweiliger Ausflug in die große Tradition der italienischen Liedermacher mit vielen Bildern, Infos, Musik und italienischen Leckereien präsentiert von einer Italienisch-AG der VHS Kassel in Kooperation mit der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Kassel e. V. (DIG) und der Feinkostspezialitäten-Firma Da Cocca.

Sie lernen ihre Historie kennen, bis hin zum „ultimo cantastorie“, Franco Trincale, mit dem wir vor kurzem ein Interview führen konnten. In einer Ausstellung von Bildern werden diese Geschichte und ihre Lieder veranschaulicht, durch den Auftritt des modernen italienischen Liedermachers Francesco Impastato und den Cantastorie aus Monghidoro (Bologna) Federico Berti geben wir Ihnen einen lebendigen musikalischen Eindruck von der Tradition der italienischen Cantastorie.

„Cantastorie“, das war einst „giornalismo cantato“: reisende Sänger brachten mit ihrer Kunst der zumeist leseunkundigen Landbevölkerung vor Ort Kunde über bewegende Ereignisse im Lande und in der Welt.

Der Cantastorie war in einer Person: der aufmerksame Chronist der Ereignisse, der Dichter, der daraus eine Geschichte in Reimen machte, der Liedermacher, der die dazu passende Melodie fand, der Maler, der die Geschichte in eine Serie von bunten Bildern auf eine große Bildtafel übertrug, der Sänger und (meist) Gitarrist, der das Lied dann auf dem Marktplatz vortrug und der reisende Kleinunternehmer, der mit seinen Liedern von Ort zu Ort, von Platz zu Platz zog, um sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

In der Pause unserer kleinen Veranstaltung haben Sie Gelegenheit zu einem kleinen italienischen Imbiss. In einer Broschüre, die die Italienisch-AG angefertigt hat, erfahren Sie etwas über die Tradition der Cantastorie. Darüber hinaus bietet sich Ihnen der Anblick von zu diesem Zweck angefertigten Bildertafeln, mit der die Tätigkeit der Cantastorie illustriert werden……

 


► Freitag, 20. September, Beginn 19 Uhr 

Dr. Bernhard Lauer, Leiter des Brüder Grimm-Museums und Geschäftsführer der Brüder Grimm-Gesellschaft, Kassel

„Die Brüder Grimm in Italien“

"ganz Europa besitzt nur zwei völker, deren äuszere macht und gewalt von früher zeit an durch in-nere spaltung gebrochen wird, Deutsche und Italiener, und die ursache davon musz unmittelbar in ihrer natur und sinnesart wie in ihrer geschichte liegen ..." – so heißt es in Jacob Grimms "Italieni-sche(n) und scandinavische(n) Eindrücke(n)", die er in der Berliner Akademie der Wissenschaften nach seiner großen Italienreise am 5. Dezember 1844 vortrug.

Italien spielte im Leben und Wirken der Grimms eine sehr wichtige Rolle. Schon für die "Kinder- und Hausmärchen" schöpften Jacob und Wilhelm Grimm vielfach aus italienischen Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts. Später interessierte sich Jacob Grimm für die gotischen Palimzest Handschriften, die in Mailand aufgefunden wurden. Ferner sind Briefwechsel mit verschiedenen Gelehrten in Italien überliefert. Auch der Malerbruder Ludwig Emil Grimm interessierte sich naturgemäß für die Kunst in Italien und unternahm schon 1816 eine dreimonatige Reise in das Land, wo die Zitronen blühen. Schließlich weilten auch der Neffe der Grimms, der Bildhauer Carl Hassenpflug, sowie Wilhelm Grimms Sohn Herman Grimm längere Zeit in Italien. Herman Grimm schrieb in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umfangreiche Abhandlungen über die Kunst der Renaissance und besuchte wiederholt vor allem Florenz.                               


 

Vorträge 2013 - 1. Halbjahr


► Freitag, 25. Janaur 2013, Beginn 19:30 Uhr!

Dr. Adeline Rege, Straßburg

"Von Kassel nach Stockholm, Paris und Rom - die europäischen Reisen des Architekten Simon-Louis Du Ry (1726 - 1799)"

Simon-Louis Du Ry, geboren 1926 und gestorben 1799 in Kassel, war der Sohn des Hessen-Kasseler Hofbaumeisters Charles Du Ry. Der reformierte Ingenieur und Architekt Paul Du Ry, der Grossvater Simon-Louis, hatte Frankreich kurz vor der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) verlassen und hatte sich im reformierten Hesen-Kassel niedergelassen. Wie seine Vorfahrensollte Simaon-Louis Hofbaumeister werden. Um ihn zu fördern, hatte der Stadthalter Wilhelm von Hessen-Kassel Du Ry 1746 nach Stockholm, 1748 nach Paris und 1753 nach Italien geschickt, wo der junge Baumeister fleißig studiert hat. Dank der Reiseberichte an seine familei und an den landgräflichen Hof, die heutzutage in der Graphischen Sammlung der Museumslandschaft Hessen-Kassel im Schloss Wilhelmshöhe sowie in der Handschriftenabteilung der Murhardschen Bibliothek zu Kassel bewahrt sind, erfahren wir viel von seinen Reisen. Fragen wir danach, welche Bedeutung diese Studienreisen durch Europa für seine Karriere und sein Werk in Kassel gehabt haben.

Dieser Vortrag wurde veranstaltet in Kooperation mit der "Kurhessischen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft Kassel e. V." und dem "Museumsverein", dem "Verein für Hesssische Geschichte und Landeskunde", der "Museumslandschaft Hessen" und der Universität Kassel - im Rahmen der Aktion "Kassel 1100 - Stadtjubiläum 2013"


 

►Freitag, 8. Februar 2013, Beginn 19 Uhr

Dott.ssa Chiara Santucci Ganzert, Hannover

"Italo Svevo" oder "Die zwei Seelen eines Italienischen Schwaben" 

Aufgrund der geographischen Lage und seiner wechselvollen Geschichte wird Triest noch heute als Schmelztiegel der Kulturen bezeichnet. In dieser "Grenzstadt", die noch im Jahr der italienischne Einheit unter habsburgischer Herrschft stand, wurde just im Jahr 1861 der Schriftsteller Italo Svevo geboren.

Aus einer Familie mit deutsch-ungarischen Wurzeln stammend, wuchs Svevo unter verschie-denen Einflüssen auf, die nicht zuletzt sein zweispältiges Verhältnis zu dem neu gegründeten italienischen Staat prägten. Seine intensive Auseinandersetzung mit diversen Kulturen, Religionen und Regierungsformen führte dazu, dass aus dem bescheidenen Bankangestellten und späteren Industriekaufmann Aaron Hector Schmitz (so sein eigentlicher name) der lange verkannte Literat Italo Svevo wurde. Schon die Wahl dieses Pseudonym (italienischer Schwabe) signalisiert die Ambivalenz, die seine Werke charakteriesiert und für ihn Auslöser war, sich als erster, fast italienischer Schriftsteller mit Psychoanalyse zu beschäftigen.

Frau dott.saa. Chiara Santucci Ganzert studierte Alte Sprachen und italienische Literatur an der römischen Universität "La Sapianza", wo sie den Doktortitel erhielt. Ein zweites, ebenfalls in Rom begonnenes Studium (Deutsche Sprache und Literatur) schloss sie mit dem Diplom der Ludwig-Maximilian-Universität München ab. Seit mehreren Jahren ist sie als Dozentin für Italienische Sprache, Literatur und Kultur an verschiedenen Hochschulen tätig, zuletzt an der Leibniz Universität Hannover und an der TU Braunschweig. Seit 2008 leitet sie die DIG Hannover.


►Freitag, 8. März 2013, geänderter Beginn 18:30 

Dr. Margrit v. Löhneysen, Kassel

"Der Streik der Woll- und Barchentarbeiter in Florenz im 14. Jahrh."

Aus Florenz der Frührenaissance sind die Innovationen aus den Bereichen der Kunst, des handels und des Bankwesens allgemein bekannt. Dass auch der erste historische und erfolgreiche Streik dort stattgefunden hat, dessen arbeitsrechtliche und politische Forderungen allerdings nur für kurze Zeit umgesetzt worden sind, ist ein weniger bekannter Aspekt der Geschichte der Stadt.

anschließend Jahreshauptversammlung mit Neuwahl des Vorstandes


►Freitag, 12. April 2013, 19 Uhr

Dr. Andrea Georg Thiel, Bad Soden

"Die Perlen der Emilia Romagna"

Zwischen Po und Apennin erstreckt sich entlang der antiken Via Emilia eine der reichsten Kulturlandschaften Italiens von den Toren Mailands bis an die Adria. In der Antike von Etruskern und Römern besiedelt, schließlich von Ravenna aus re-giert, bilden sich seit dem frühen Mittelalter bedeutende Städte auf dem alten Grund. Bischöfe und Adel wetteifern darin, mit Kathedralen, Ratspalästen und Klöstern ihre Herrschaft zu festigen. In Modena, Parma, Cremona und Piacenza entstehen herausragend ausgestattete romanische Bauten. Die Gotik der Bettelor-den prägt später das Stadtbild weiter.

Mit Beginn der Renaissance aber erblühen in den Städten die kultiviertesten Fürsten-geschlechter: die Gonzaga, Este und Farnese fördern Mantegna und Correggio, Torquato Tasso und sogar noch Giuseppe Verdi.

Es kommen die Meister des neuen Stils an die Höfe der mächtigen Familien der Emilia. Aus ehemals militärischem Adel werden um 1470 die kultiviertesten Herren Europas: Die Gonzaga lassen Mantegna ihre Stammburg ausmalen und Alberti die Stadtkirche von Mantua errichten, die Malatesta berufen Piero della Francesca, die Este gründen gleich eine ganze Malerschule zu Ferrara. Gegen 1500 stehen einige der Städte auf gleicher künstlerischer Höhe wie Florenz, Rom und Venedi

Die Via Emilia ist weit mehr als die Heerstrasse von den Alpen nach Mittelitalien. Sie ist die kulturelle Perlenkette Italiens!

 


Freitag 24. Mai 2013, 19 Uhr

Herr Wolfgang Bruckmann, Kassel

"Phantastische Gärten in Mittelitalien"

Es ist sicher kein Zufall, dass besonders in Mittelitalien seit der Renaissance bis in unsere moderne Zeit vermögende Bauherren große Gärten und Parks anlegen ließen oder Künstler selbst einen „Giardino“ gestalteten: Der Versuch eines Zusammenspiels von Natur und Kunst regte das künstlerische, gestaltende Interesse der Menschen an. Dass hierbei die Toskana ein bevorzugter Ort für diese Versuche ist, Natur und Kunst miteinander zu verbinden, liegt auf der Hand: Gilt sie doch seit der Renaissance als eine vom Menschen gestaltete Landschaft.

Aber nicht nur in der Toskana, sondern auch in den angrenzenden Regionen Latium und Umbrien finden wir eine große Zahl von Beispielen künstlerisch gestalteter Gärten und Parks, die Zeugnisse einer kreativen Phantasie darstellen.

Unser Ausgangspunkt ist die Villa Lante in Bagnaia, nördlich von Rom in der Nähe von Viterbo gelegen, als Beispiel eines klassischen Renaissance-Parks. Der gleichzeitig entstandene „Park der Monster“ des Vicino Orsini in Bomarzo, nur wenige Kilometer von Bagnaia entfernt, gilt als individueller Gegenentwurf, der in seiner Deutung bis heute Rätsel aufgibt.

Dieser eigenwillige Park wirkt allerdings bis in die Moderne hinein nach: Sowohl der Architekt-urpark „La Scarzuola“ von Tomaso Buzzi in Umbrien aus der Mitte des 20. Jahrhunderts als auch der „Giradino di Daniel Spoerri“ in den Hügeln des Monte Amiata, angelegt vor mehr als 15 Jahren, nehmen ausdrücklich Bezug auf Bomarzo.

Und auch der „Tarot-Park“, den Niki de Saint Phalle im südlichsten Zipfel der Toskana am Tyrrhenischen Meer vor rund 20 Jahren zu bauen begann, greift unter anderem auf die Idee des „Parks der Monster“ zurück.

Und dann gibt es noch eine überraschende Entdeckung: Drei der fünf besuchten Gärten beziehen sich auf ein Buch aus dem Jahre 1499 mit einem fast unaussprechlichen Titel, das auch noch als der erste Bilder-Roman gilt.

Jeder der fünf Parks verfolgt auf seine eigene phantastische Weise die Grundfrage, wie sich das künstlerische Schaffen des Menschen in die Natur einpassen lässt.

In einem vergnüglichen bildreichen Spaziergang schlendern wir durch diese Gärten und Parks und lassen uns von ihrem jeweils besonderen Zauber einfangen.

Wolfgang Bruckmann


► Freitag, den 21. Juni 2013, 19 Uhr

Herr Jochem Wolff, Kassel

"Ein Modellfall der Musikgeschichte - Verdis Musikdrama als alternatives Gesamtkunstwerk"

Dass Giuseppe Verdi auf theoretisch zusammenhängende Ausführungen verzichtete, brachte ihm lange Zeit den Ruf des bloß intuitiven, eher naiven Musikers ein. Es ist u. a. diese Sichtweise, die Jochem Wolff in seinen „Skizzen eines neuen Verdi-Bildes“ (bei der DIG November 2012) grundlegend revidierte. Immerhin wurde schon um 1920 in Verdis Operntypus, dessen Melodien man schätzte und doch mit ästhetischer Geringschätzung strafte, eine Antithese zum „Gesamtkunstwerk“ Wagners entdeckt.

Auch Verdi plante und realisierte – freilich in seiner ganz spezifischen Art – minutiös jedes Detail der Partitur und ihrer Umsetzung auf der Bühne des Musiktheaters. Dabei handelt es sich um weit mehr als nur die additive Zusammenfügung von Sprache und Musik, Gestik und Dekor zu einer künstlerischen Einheit. Verdi setzte sich unermüdlich und mit großem Erfolg für eine szenisch multimedial durchorganisierte und zudem musikalisch durchpsychologisierte Umsetzung ein. Das wird im Mittelpunkt der Ausführungen von Jochem Wolff am 21. Juni 2013 stehen, verbunden mit einer Fülle musikalischer Raritäten und historischer Aufnahmen.